Oft wird die Qualität von Fotos an der Bildschärfe gemessen. Wann ist ein Foto scharf oder unscharf? Was bedeutet Schärfe?
Vereinfacht dargestellt sollte z. B. ein fotografierter Punkt im Foto ebenfalls als Punkt dargestellt werden. Unschärfe würde bedeuten, dass der Punkt nicht als solcher dargestellt wird, sondern unsichtbar oder als ein größerer oder kleinerer nicht scharf abgegrenzter Kreis dargestellt wird. In diesem Zusammenhang wird der Ausdruck Streukreis (Unschärfekreise) verwendet. Je grösser die Streukreise werden, umso unschärfer wird der Punkt dargestellt.
Wichtiger als die technische Schärfe ist der Schärfeeindruck, das subjektive Schärfeempfinden, des Betrachters. Daher konzentrieren sich die folgenden Ausführungen vor allem auf den Schärfeeindruck. Dieser ist von mehreren Faktoren abhängig: Kontrast, Auflösung, Bilddetails, Ausgabegröße, Ausgabemedium, Motiv, Aufnahmetechnik …
Kontrast
Wesentlich für das subjektive Schärfeempfinden ist der Bildkontrast, vor allem an Objektgrenzen (Kanten). In diesem Zusammenhang wird auch der Begriff Kantenschärfe verwendet. Je stärker der Helligkeitsunterschied an Kanten im Foto ist, umso schärfer erscheint diese. Eine maximale Kantenschärfe ist bei einem direkten Übergang von Schwarz nach Weiß gegeben. Wie stark der Kontrast den Schärfeeindruck beeinflusst, lässt sich leicht in der Bildbearbeitung nachvollziehen. Bei Erhöhung des Kontrasts wirkt das Bild meist schärfer. Diese Erkenntnis machen sich auch die Schärfetools (z. B. Unscharf Maskieren) in der Bildbearbeitung zunutze. Hierbei wird der z. B. Kontrast an Bildkanten erhöht. Wodurch in der Betrachtung ein größerer Schärfeeindruck entsteht.
Auflösung / Bilddetails
Bei der Beurteilung der Schärfe spielt auch die Detailfülle eine entscheidende Rolle. Wie werden Details wiedergegeben? Dies hat einen wichtigen Einfluss auf den Schärfeeindruck. Wenn der Betrachter Bilddetails erwartet, die im Foto nicht als Detail abgebildet werden, so wird die Aufnahme oft als unscharf wahrgenommen. Hierbei drängt sich die Auflösung einer Kamera als Bewertungskriterium auf. Diese ist tatsächlich wichtig, kann jedoch erst in Verbindung mit einer hochwertigen Optik und der entsprechenden Aufnahmetechnik wirksam werden, denn wenn der Sensor durch das Objektiv bereits weniger Detailinformationen erhält, dann ergibt sich zwar eine Datei mit hoher Auflösung, diese gibt jedoch nicht mehr Details wieder. Hier bewahrheitet sich wieder, dass das Gesamtsystem nur so gut ist, wie das schwächste Glied. Bei der Bewertung der Schärfe von Objektiven wird in der Regel überprüft, wie viele Linien das Objektiv darstellen kann. Hochwertige Objektive können in Verbindung mit einer hochwertigen Kamera des APS-C-Formats z. T. mehr als 2000 Linienpaare darstellen. Das Abblenden um ein bis zwei Blendenstufen erhöht die Abbildungsleistung vieler Objektive zum Teil erheblich.
Die effektive Auflösung der Kamera ist auch von der eingestellten ISO-Zahl abhängig. Höhere ISO-Werte können die Auflösung reduzieren. Dabei überlagert das Bildrauschen Bilddetails.
Ausgabegröße / Ausgabemedium
Wollen Sie das Foto auf einem Monitor darstellen, für die Veröffentlichung in einer Zeitung nutzen oder als Poster an die Wand hängen? Wiedergabemedium und Abbildungsgröße haben einen wesentlichen Einfluss auf den Schärfeeindruck. Während für die Darstellung eines Fotos am Beamer oder Monitor eine Auflösung von 1 Mio. Pixel bereits zu befriedigenden Ergebnissen führen kann, reicht diese Auflösung kaum für einen Ausdruck im Postkartenformat. Hierfür ist der Betrachtungsabstand verantwortlich, mit dem das Foto betrachtet wird. Ein Foto auf Papier wird je nach Größe meist aus geringerem Abstand betrachtet als ein Monitor- oder gar ein Beamerbild. Hinzu kommt eine Rasterung des Monitor oder des Beamers. Dieses Raster wird durch die Bildpunkte dieser Wiedergabegeräte vorgegeben. Durch die klare Abgrenzung dieser Bildpunkte voneinander entsteht bereits ein Schärfeeindruck, der jedoch mit den darstellbaren Bilddetails nichts zu tun hat. Auch im Zeitungsdruck führt die Rasterung eines Fotos dazu, dass auch Aufnahmen mit geringer Auflösung oder Schärfe nutzbar sind.
Motiv
Auch das Motiv hat einen Einfluss auf den Schärfeeindruck. Werden einzelne Objekte z. B. bei der Makrofotografie ungewohnt groß wiedergegeben, so wirkt eine Aufnahme schnell schärfer, weil der Betrachter mehr Details sieht als er es gewohnt ist bzw. als er erwartet. So kann er z. B. Staub oder Strukturen entdecken, von denen er nicht wusste, dass sie existieren. Wohingegen der Betrachter bei einer Landschaftsaufnahme weiß, dass z. B. die Wiese aus einzelnen Blumen, Grashalmen… besteht. Findet der Betrachter die erwarteten Details nicht, wird die Aufnahme oft als unscharf bewertet.
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