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Die Verwacklungsgefahr beim Fotografieren ohne Stativ ist neben einer ruhigen Hand vor allem von der Belichtungszeit und der Brennweite abhängig. Damit Fotografen einschätzen können, ob sich eine Belichtungszeit für eine Aufnahme von Hand (ohne Stativ) eignet, wird traditionell die sog. Reziprok-Regel verwendet.

Verwackelte Freihandaufnahme – Aufnahmedaten: Belichtungszeit: 1/15 Sek., Brennweite: 200mm
Verwackelte Freihandaufnahme – Aufnahmedaten: Belichtungszeit: 1/15 Sek., Brennweite: 200mm

 

 

Reziprok-Regel / Freihandgrenze berechnen

Die längste Belichtungszeit bei Freihandaufnahmen sollte kürzer als der Kehrwert aus dem Produkt von Brennweite und Crop-Faktor (Verlängerungsfaktor) sein.
Diese Regel stammt aus analogen Zeiten der Fotografie und bezog sich auf das Kleinbildformat (24mm x 36mm). Bei sogenannten Vollformatkameras entspricht der Crop-Faktor eins, da die Sensorgröße den Abmessungen des Kleinbildformats entspricht.
Beispiel
Bei 100mm Brennweite und einem Crop-Faktor von 1,5 (z. B. Nikon DX-Format) würde sich eine Freihandgrenze von 1/150 Sekunden ergeben. Längere Zeiten sollte man, wenn möglich, vermeiden.
Anfangs scheint diese Formel kompliziert und kaum praxisnah. Doch wenn man sich damit auseinandersetzt, kann sie eine gute Basis zum Abschätzen der Verwacklungsgefahr bieten. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick zu verschiedenen Brennweiten und Kamerakombinationen ohne die Verwendung eines Bildstabilisators. Es empfiehlt sich, auch bei diesen Werten die Bildergebnisse (bei 100% - Zoom) kritisch zu prüfen und gegebenenfalls die Belichtungszeit entsprechend zu verkürzen.

Freihandgrenze ohne Bildstabilisator

Brennweite

Kamera mit APS-C Sensor

Kamera mit Four-Third-Sensor

Vollformat

20 mm

1/30

1/60

1/20

50 mm

1/125

1/125

1/60

100 mm

1/250

1/250

1/125

150 mm

1/250

1/500

1/250

200 mm

1/500

1/500

1/250

300 mm

1/500

1/1000

1/500

Achtung: Alle aufgeführten Werte beziehen sich zwar auf die Reziprokregel. Sollte der dabei errechnete Wert jedoch nicht den üblichen bei den meisten Kameras verfügbaren Belichtungszeiten entsprechen, so wurde gerundet und die nächstkürzere Belichtungszeit angegeben.  

Wichtig! Diese Zeiten bieten keine Garantie für verwacklungsfreie Fotos, sie sind lediglich als Orientierungshilfe zu verstehen. Bei Kameras mit höherer Auflösung sind kürzere Belichtungszeiten notwendig. Um rauszufinden, welche Belichtungszeiten man mit der eigenen Ausrüstung verwacklungsfrei halten kann, empfehlen sich Testreihen mit verschiedenen Belichtungszeiten aus der Hand – am besten vergleichen Sie diese mit Aufnahmen vom Stativ.

 

Mit Bildstabilisierung Verwacklungen vermeiden

 

Optische Bildstabilisierung am Objektiv [Quelle: Canon]
Optische Bildstabilisierung am Objektiv [Quelle: Canon]

 

Nahezu jeder Kamera- und Objektivhersteller bietet mittlerweile Produkte mit Bildstabilisierungssystemen an. Hierbei haben sich zwei Systeme durchgesetzt: Bildstabilisierung über Objektive (z. B. bei Spiegelreflexkameras von Canon von Nikon) und Bildstabilisierung über Veränderung der Sensorlage (z. B. Spiegelreflexkameras / Systemkameras von Sony, Pentax, Olympus etc.). Mit Bildstabilisierungssystemen können (je nach Objektiv oder Kamera) 4-8-fach längere Zeiten verwendet werden, als sie über die Reziprokformel ermittelt wurden. Bei dem oben genannten Beispiel (100mm, APS-C-Format) würden sich rechnerisch Zeiten zwischen 1/37 bis 1/19 Sekunden ergeben. Übertragen auf in der Fotografie übliche Belichtungszeiten sind dies Zeiten zwischen 1/30 und 1/15 Sekunde. Beachten Sie, dass diese Bildstabilisierungstechniken lediglich bei Verwacklung, nicht jedoch bei Bewegungsunschärfen wirken. Hier finden Sie weitere Informationen zur Bildstabilisierung.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick zu Freihandgrenzen für verschiedene Brennweiten und Kamerakombinationen bei Verwendung eines Bildstabilisators. Wichtig ist, die Bildergebnisse kritisch zu prüfen und gegebenenfalls die Belichtungszeit entsprechend zu verkürzen. Die angegebenen Zeiten dienen lediglich der Orientierung und sind keine Garantie für verwacklunsfreie Fotos. Testreihen helfen, die Leistungsfähigkeit der verwendeten Kamera-Objektiv-Kombination einzuschätzen.

Freihandgrenze mit Bildstabilisator

Brennweite

Kamera mit APS-C Sensor

Kamera mit Four-Third-Sensor

Vollformat

20 mm

1/8

1/15

1/8

50 mm

1/30

1/30

1/15

100 mm

1/60

1/60

1/30

150 mm

1/60

1/125

1/60

200 mm

1/125

1/125

1/60

300 mm

1/125

1/250

1/125

Wie bereits oben ausgeführt, bieten diese Werte keine Garantie für verwacklungsfreie Aufnahmen, sie sind lediglich als Orientierung zu verstehen. Umso höher die Auflösung der Kamera, desto stärker machen sich Verwacklungen bemerkbar. In diesen Fällen muss die Belichtungszeit verkürzt werden.

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